Viagra als Waffe gegen Darmkrebs?
Eine geringe Tagesdosis Viagra senkt offenbar das Darmkrebsrisiko. Dies zeigen erste Tests bei Mäusen in einer US-Studie.
Eine geringe tägliche Dosis Sildenafil reduziert das Darmkrebsrisiko. Dies hat eine Studie des renommierten Medical College of Georgia (MCG) der Augusta Universität im US-Bundesstaat Georgia ergeben. Die im Fachmagazin «Cancer Prevention Research» veröffentlichten Forschungsergebnisse basieren auf Tests an Mäusen.
Enthielt das Trinkwasser Viagra, verringerte das Medikament die Polypen bei einem Mausmodell mit einer genetischen Mutation, die auch beim Menschen auftritt. Diese Mutation führt dazu, dass ab dem Teenageralter hunderte Polypen auftreten, die laut Forschungsleiter Darren D. Browning eigentlich immer zu einer Krebserkrankung führen. Die Verabreichung einer winzigen Dosis Viagra kann die Menge an Tumoren bei diesen Tieren laut Browning halbieren.
Klinische Studie als nächstes Ziel
Viagra erhöht zudem die Werte des Cyclischen Guanosinmonophosphat (cGMP), das dafür bekannt ist, dass es Auswirkungen auf die Darmwand und das Epithel hat. Obwohl derzeit nicht bekannt ist, wie es dazu kommt, konnten die Wissenschaftler beobachten, dass erhöhte Werte von cGMP auch dazu führen, dass es zu einer Unterdrückung der übermässigen Zell-Proliferation und einer Zunahme der normalen Zelldifferenzierung sowie einer natürlichen Eliminierung von abnormalen Zellen kommt. Bestehende Polypen waren nicht betroffen. Das sei ein weiterer Hinweis darauf, dass dieser Ansatz eine gute Präventionsstrategie bei Patienten mit hohem Risiko sein könnte.
Die nächsten Schritte könnten eine klinische Studie mit Viagra bei Patienten mit einem hohen Darmkrebsrisiko beinhalten, heisst es weiter. Dazu gehören etwa Personen mit Erkrankungen in der Familie, einem mehrfachen Auftreten von Polypen und chronischen Entzündungen wie Colitis.

Energy Drink in Sambia enthielt zu viel Viagra-Wirkstoff
Behörden in Sambia haben einen Energydrink zurückgerufen. Er enthält zu viel vom Viagra-Wirkstoff Sildenafil.
Ein Konsument des in Afrika verbreiteten Energydrinks «Power Natural High Energy Drink SX» klagte über Schweissausbrüche und eine sechsstündige Dauererektion. Deshalb riefen die Behörden von Ndola, dem Produktionsort des Drinks, die Getränkeflaschen zurück, wie die Nachrichtenagentur «Reuters» meldete.
Sildenafil auch gegen Bluthochdruck
Sambias Gesundheitsbehörden hatten festgestellt, dass der Energydrink zu viel Sildenafil enthalte. Dieser Wirkstoff erweitert die Gefässe und ist unter anderem im Potenzmittel Viagra enthalten. Er wird aber auch zur Behandlung von Bluthochdruck eingesetzt.
Der Energydrink ist nicht mehr erhältlich bis sichergestellt ist, dass kein Sildenafil mehr enthalten ist. Der in Plastikflaschen verkaufte Energy-Dring ist unter Männern in Sambia offenbar sehr verbreitet. Die Flaschen werden vor allem in Supermärkten und in Bars verkauft.
Keine Angaben über Sildenafil auf der Flasche
Ob die Behörden nur Spuren von Sildenafil oder grössere Mengen gefunden haben, ist unklar. Es gibt Angaben, wonach die untersuchten Flaschen zwischen 68,5 und 71,3 Milligramm des Wirkstoffes Sildenafil enthielten. Pfizer bietet Viagra in der Schweiz mit Dosierungen von 25, 50 und 100 Milligramm pro Tablette an. Auf den Energy-Drink-Flaschen war nicht angegeben, dass das Getränk Sildenafil enthält.
Angestellte der Herstellerfirma Revin Zambia kritisieren mittlerweile, dass die Behörden, den Verkauf gestoppt haben. Die Informationen über den hohen Sildenafil-Gehalt seien von den Behörden nicht überprüft worden, schreibt die Zeitung «Lusaka Times».
Online-Apotheken: 120 illegale Webseiten entdeckt
Swissmedic und Antidoping Schweiz waren im Rahmen der Interpol-Woche Pangea dem kriminellen Medikamenten-Handel auf der Spur.
Die Schweiz nimmt seit Jahren an der von Interpol koordinierten internationalen Aktionswoche Pangea teil. Dieses Jahr waren 55 Länder aktiv beteiligt. Ziel ist die Bekämpfung des illegalen Heilmittelhandels über das Internet. Insgesamt wurden von den internationalen Behörden fast 120'000 Webseiten beurteilt und 113'000 Webseiten geschlossen. Weltweit wurden neun Millionen Einheiten illegale und gefälschte Arzneimittel sichergestellt.
Potenzmittel nach wie vor beliebt
Seit Jahren beherrschen Mittel zur Erektionsförderung diesen Markt: Rund 90 Prozent der von der Eidgenössischen Zollverwaltung (EZV) und Swissmedic beschlagnahmten Sendungen enthielten Potenzmittel. Auch andere rezeptpflichtige, illegal importierte Medikamente, wurden beschlagnahmt, die in Eigenregie eingenommen ein grosses Gesundheitsrisiko darstellen.
695 Sendungen in der Schweiz kontrolliert
In der Schweiz kontrollierten Swissmedic, die EZV und Antidoping Schweiz im Postzentrum Zürich-Mülligen 695 Sendungen. Die Hälfte davon (346) wurde beschlagnahmt, weil es illegale Arznei- oder Dopingmittelimporte waren, schreibt Swissmedic.
Auffallend waren Sendungen aus der Ukraine, die vielfach Fälschungen der Erektionsförderer Viagra und Cialis enthielten. Beschlagnahmte Betäubungsmittel wurden den Kantonen angezeigt, die entsprechenden Strafverfahren wurden eröffnet.
Illegale Online-Apotheken
Bei der 14. Pangea-Aktion identifizierten Swissmedic und Antidoping Schweiz 120 ausländische Webseiten, die als Schweizer Online-Apotheken auftraten, als illegal. Dabei wurden 75 gehackte Websites entdeckt, auf denen ohne Wissen der Betreiber gefälschte und rezeptpflichtige Arzneimittel vertrieben werden. Schritte wurden eingeleitet, um die Löschung der Internetseiten zu erwirken oder die Seiten zu bereinigen.
Polen und Deutschland neue Transitländer
Gefälschte Arzneimittel werden meist in asiatischen Ländern und nachgeahmte Potenzmittel in Indien hergestellt. Diese Produkte gelangen über illegale, verschlungene Vertriebskanäle an Schweizer Patienten.
Im letzten Jahr wurden die meisten beschlagnahmten Sendungen aus Singapur verschickt. Dank der guten Zusammenarbeit mit der dortigen Behörde HSA (Health Sciences Authority) sind laut Swissmedic aktuell Firmen dieses Transitlandes nicht mehr aktiv.
Die meisten konfiszierten Sendungen bei Pangea-14 stammten aus Polen und Deutschland, die als neue Transitländer für indische Arzneimittel fungierten. Um das Risiko der Beschlagnahmung durch die Behörden zu reduzieren, haben die kriminellen Netzwerke offensichtlich ihre Vertriebskanäle vergeblich angepasst.
Die illegal gehandelten Produkte gefährden die Gesundheit von Patientinnen und Patienten vorsätzlich. Sie enthalten entweder gar keine oder weniger als die die deklarierten Wirkstoffe in der angegebenen Menge. Damit die Produkte bei einfachen Tests nicht auffallen, sind teilweise Wirkstoffe vorhanden, selten aber in der erforderlichen Menge.
Viagra-Imitationen sind an der Spitze
Am stärksten gefragt sind Erektionsförderer. Es folgen Schlaf- und Beruhigungsmittel, Hormonen, Schnupfen- und Abführmittel. Die Rede ist von illegal eingeführten Arzneimitteln.
Das Bundesamt für Zoll und Grenzsicherheit (BAZG) hat im zurückliegenden Jahr 6'793 illegale Arzneimittelimporte sichergestellt. Dies sind mehr als ein Viertel weniger als im Vorjahr und etwa gleichviele Sendungen wie im ersten Jahr der Covid-19-Pandemie.
Immer noch am häufigsten wurden Erektionsförderer illegal importiert, gefolgt von Schlaf- und Beruhigungsmitteln, Hormonen inklusive Melatonin sowie Schnupfen- und Abführmitteln. Wie Swissmedic mitteilt, enthalten illegale Arzneimittel häufig keine oder falsch deklarierte Wirkstoffe und möglicherweise schädliche Zusatzstoffe.
Weiter führte Swissmedic 214 kostenpflichtige ordentliche Verwaltungsmassnahme-Verfahren. Darunter waren 78 Fälle wegen wiederholter Bestellungen, die Personen nach einem vereinfachten Verfahren tätigten.
Die Abteilung Strafrecht der Swissmedic bearbeitete 34 Verwaltungsstrafverfahren wegen illegalen Arzneimittelimporten und überwies weitere 75 Fälle, die betäubungsmittelhaltige und andere Arzneimittel, so genannte Mischsendungen, betrafen, an die zuständigen kantonalen Staatsanwaltschaften.
Das Bundesamt für Zoll und Grenzsicherheit (BAZG) selber führte 22 Strafverfahren und erstattete den zuständigen kantonalen Behörden 185 Mal Anzeige wegen illegaler Importe betäubungsmittelhaltiger Arzneimittel.